Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik

Erfolgreiches Wuppertaler Energie-Forum 2016

28.01.2016|10:03 Uhr

Über 300 Experten aus der Energiewirtschaft diskutierten den Forschritt der Energiewende.

Auch das diesjährige 3. Wuppertaler Energie-Forum, das an der Bergischen Universität Wuppertal am 22.1.2016 unter der wissenschaftlichen Tagungsleitung von Prof. Dr. Markus Zdrallek stattfand, stand ganz im Zeichen der Energiewende. Knapp 300 Fachleute aus der Energieversorgungsbranche trafen sich zum Gedankenaustauch in Wuppertal.

Der Umbau des Energieversorgungsystems in Deutschland schreitet stetig voran. Seit Sommer 2015 ist durch das Weißbuch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie das zukünftige Strommarktdesign skizziert. Unterschiedliche Positionen und Interessen der beteiligten Akteure führen dabei heftigen und kontroversen Diskussionen in der Branche.

Im Bereich der Netze gibt es nach wie vor große technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Der Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek will zum Gelingen der Energiewende beitragen und veranstaltete daher am 22. Januar 2016 das 3. Wuppertaler Energie-Forum an der Bergischen Universität. Rund 300 Gäste waren der Einladung auf den Campus Freudenberg gefolgt.

„Wir wollen mit dem Wuppertaler Energie-Forum Bausteine zur Lösung liefern – vorgestellt von hochrangigen und renommierten Vertretern der Energieversorgungsbranche“, so Prof. Zdrallek.
Eröffnet wurde das alle zwei Jahre veranstaltete Forum mit einem Übersichtsvortrag vom Wirtschafts- und Energieminister des Landes Nordrhein-Westfalen Garrelt Duin. Minister Duin warb in seinem Beitrag für einen konstruktiven Dialog zwischen Politik und Energiebranche. Nur so könne die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden. Er verglich die große Herausforderung, die die Energiewende nun mal darstelle, mit einem Marathonlauf. Dieser besitze mit einer Länge von 42,195 km eine genaue und von allen akzeptierte Zielsetzung. Für die Erreichung der im Rahmen der Energiewende definierten Ziele sei das Jahr 2050 in allen relevanten Szenarien Konsens. Daher sei es auch wenig hilfreich, immer wieder neue Diskussionen um partielle zeitliche Verschiebungen von einzelnen Aspekten der Energiewende zu führen. Er berichtete exemplarisch von dem Projekt "Das Virtuelle Kraftwerk als Teil des Energiekonzepts des Landes NRW", das gemeinsam mit der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt wurde.

Im Anschluss an den Übersichtsvortrag von Minister Duin folgten Fachbeiträge zu aktuellen Projekten des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik, die in Kooperation mit Unternehmen der Energieversorgung und Energietechnik bearbeitet wurden.

Prof. Dr.-Ing. Michael Weinhold von der Siemens AG stellte mit ein Projekt vor, in dem neue Planungs- und Betriebsgrundsätze für ländliche Verteilungsnetze erarbeitet wurden. Bedingt durch die Energiewende ist für die Netzauslegung nicht wie bisher die Integration maßgebend sondern der massive Zubau von DEA. Entsprechend müssen auch die Planungsgrundsätze für den Ausbau der Verteilungsnetze den geänderten Randbedingungen angepasst werden. Dies gilt insbesondere für die ländlichen Niederspannungsnetze, da hier der ein Großteil des DEA-Zubaus stattfindet und eine hohe Einspeisung bei gleichzeitig geringer Last auftritt. Die abgeleiteten Planungsgrundsätze werden in einem ab Mitte 2016 im Internet verfügbaren Handbuch, das als Leitfaden für die zukünftige Planung dient, veröffentlicht.

Im nächsten Beitrag berichtete Andreas Feicht, Wuppertaler Stadtwerke AG über die Ergebnisse eines Angebotes zeitlich variabler Stromtarife zur Anpassung der Stromnachfrage an die Volatilität des Stromangebots am Beispiel mittelständischer Industrie im Bergischen Städtedreieck. In diesem Pilotprojekt (Happy Power Hour) wurden die Lastmanagementpotentiale der beteiligten mittelständischen, industriellen Projektpartner untersucht.

Über einen neuen Ansatz zur Zustandsbewertung von Energiekabeln referierte Dr. Ulrik Dietzler, Energieversorgung Leverkusen. Die zentrale Idee zu diesem Projekt ist aus einer Nutzung der Energieprimärtechnik für Datenübertragung und Steuerung auf Basis der Powerline-Technologie entstanden. Dabei wurden qualitative Unterschiede in den Verbindungen beobachtet. Daraus wurde die Vermutung abgeleitet, dass die nachrichtentechnische Übertragungsgüte einen Rückschluss auf den energietechnischen Betriebszustand der Kabel zulässt. Aus der Dämpfung und dem Rauschverhalten der Energiekabel wurden in diesem Projekt erste Bewertungskriterien zum Zustand der Betriebsmittel abgeleitet.

Herr Dr. Sven Behrend, SAG berichtete über die stufenweise Automatisierung der Mittel- und Niederspannungsnetze, welche aufbauend auf der erfolgreichen gemeinsamen Entwicklung eines Automatisierungssystems für die Niederspannung (iNES) nun auf die Mittelspannungsebene ausgedehnt wird.

Der letzte Fachbeitrag des 3. Wuppertaler Energie-Forums war einem Kooperationsprojekt gewidmet. Mit einer Meta-Studie wurden dabei zahlreiche Forschungsansätze ausgewertet, die in den vergangenen Jahren sowohl im Bereich der Gas- als auch der Stromnetze durchgeführt wurden. Die Referenten dieses Beitrages, Heinrich Busch vom DVGW und Klaus Engelbertz vom VDE berichteten über die Ergebnisse dieser Meta-Studie. Die Auswertung von über 50 einzelnen Studien ergab, dass das Energiesystem der Zukunft auf den Komponenten Strom und Gas basieren wird. Die Referenten führten aus, dass die Konvergenz zwischen Strom- und Erdgassystem eine wesentliche Lösungsoption zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende bietet. Systemische Lösungen für Netzausbau und Schaffung von Speichermöglichkeiten sind die Basis weiterer erfolgversprechender Entwicklungen.
Die engagiert und zum Teil kontrovers geführten Diskussionen im Anschluss an die jeweiligen Fachbeiträge wurden im Anschluss des Energie-Forums bei einem Get-together fortgeführt. Insgesamt waren sich die Teilnehmer einig, dass das Wuppertaler Energie-Forum auch in diesem Jahr wieder interessante Einblicke in die aktuellen Forschungsprojekte des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik bot und alle Teilnehmer zu einem intensiven Gedankenaustausch anregte, der sicher noch weit über das Energie-Forum hinaus wirken wird.
Das nächste Wuppertaler Energie-Forum wird im Januar 2018 stattfinden.

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Pressemitteilung

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